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DÜSSELDORFJAN PAUL EVERS: WAS DAS SCHWARZ DEM WEIßEN ZEIGT

Schwarzweiß

31. Oktober 2011 von Michael Staiger
Abbildung zu
Analoge Fotografie als Mittel der Verklärung: Ausstellungsansicht (Foto: Galerie Max Mayer)
Handabgezogene, körnige Schwarzweiß-Aufnahmen von architektonischen Details oder Ausschnitten aus Porträts präsentiert in weißen Objektrahmen. Die Galerie Max Mayer zeigt Arbeiten von Jan Paul Evers. Sie zeichnen sich durch einen wunderbaren Schwebezustand zwischen Gegenständlichkeit und abstrakter Komposition aus. Arbeiten so filigran und mit handwerklichem Raffinesse gezeichnet, dass einem das Wort "poetisch" geradewegs zufliegt. Aber sie erschöpfen sich nicht im Poetischen: hier liefern sie eine gekonnte Reflexion des fotografischen Mediums durch die Erfahrbarmachung seiner technischen Grenze, dort öffnen sie, durch ihren zurückgenommenen Inhalt, den Blick auf den Raum und die Bedingungen der Präsentation.
Genug, jetzt im Ernst: In der neuen Galerie von Max Mayer sieht man sich derzeit einer Ausstellung gegenüber, die äußerst fragwürdige Versatzstücke kombiniert: Ein Medium das kaum mehr existiert, der Versuch diesem Medium näher zu kommen indem es an seine technische Grenze geführt wird – was schon Generationen versucht haben und nie besonders erfolgsversprechend war – und die Hervorhebung von handwerklichem Pathos durch Objektrahmen, die das Fotopapier als Artefakte magischer Handlungen in der Dunkelkammer beschwören. Zu alledem wird man das Gefühl nicht los, der Verzicht auf konkrete Motive oder andere spezifische Merkmale stelle den Versuch dar, Bestimmbarkeit, endlich sogar Kritik zu entkommen. So rückt der erwähnte, pseudomagische Arbeitsprozess an die freigewordene Stelle der Reflexion, vermag jedoch wegen seiner penetrant anachronistischen und grundlangweiligen Natur diese Lücke nicht zu füllen. Schlimmer als das Erwähnte ist aber die Vermutung, dass der Künstler seinen eigenen Mythen verfallen ist und sich diesen Pathos selbst abnimmt.