Der Donnerstag hat seinen Betrieb auf unbestimmte Zeit eingestellt. d. Red.

BERLIN LAETITIA GENDRE

Peng, peng, peng

16. Mai 2011 von Niele Büchner
Die Einzelausstellung „The Direct Matching Hypothesis“ von Laetitia Gendre bei Thomas Fischer besticht durch die Heterogenität der verwendeten Materialien und Formate. Betritt man den Raum, ist man fast augenblicklich Bestandteil einer raumgreifenden Installation, die an Schießständen angelehnt ist, nur dass es keine Personen sind, die schießen, sondern drei Diaprojektoren. Diese projizieren auf drei nebeneinander hängende ´Zielscheiben` ein Sammelsurium an Bildern, die mal augenscheinlich, mal eher abstrakt mit dem Thema Schießen korrespondieren – in jedem Fall aber zum Gucken und Assoziieren einladen. Auf dem Boden verstärkt eine Papierbahn, die an der Wand endet, den Eindruck eines Schießstandes. Auf ihr deuten gezeichnete Backsteine einen Korridor an, der durch drei leere Flächen in Form von Zielscheiben unterbrochen wird. Hier wird zwar der Schießstandeindruck noch einmal verstärkt, aber leider nicht konsequent genug verfolgt bzw. gebrochen.
In den Graphitzeichnungen im anschließenden Raum wird das Thema Schusslöcher fortgesetzt ohne eine eindeutige Lesart vorzugeben. Oftmals oszillieren die Zeichnungen zwischen abstrakten Darstellungen, bei denen die Materialität der Objekte im Vordergrund steht, und konkreten (Kreis-)Motiven. Im dritten Raum nimmt die Ausstellung eine weitere Wendung: Für ihren Film „Thank you for watching“ hat Gendre Amateurvideos aus dem Internet aneinander moniert, auf denen Personen beim Zeichnen eines Auges zu sehen sind. Durch das Spiegeln des Monitors beim Abfilmen wird das Auge verdoppelt und es entsteht ein Gesicht, das zu gucken scheint. Wird hier einerseits das Thema Zeichnung wiederaufgegriffen, werden anderseits die vielfältigen Möglichkeit der Selbstdarstellung im Internet verhandelt bzw. angedeutet.
Obwohl die Ausstellung von einem Thema ausgehend in unterschiedliche Richtungen diffundiert, wirkt sie nicht disparat, sondern ermöglicht dem Betrachter das Aufgreifen unterschiedlicher Stränge. Dies funktioniert auch deshalb so gut, weil sich die Arbeiten gekonnt auf dem schmalen Grat zwischen Abstraktion und Assoziation, zwischen Irritation und Anknüpfbarkeit bewegen.