Der Donnerstag hat seinen Betrieb auf unbestimmte Zeit eingestellt. d. Red.

DÜSSELDORFJAN CHRISTENSEN: KUNST "INTENSIF"

Kaffee-Kuchen-Intensif

2. April 2011 von Friedrich Struck
Abbildung zu
Malen und bezahlen: coole Aktion von jungen Künstlern aus der Stadt
Wer die „Sprechstunde“, die öffentliche Führung durch die „Intensif-Station“ im K21, versäumt hat, durfte sich am Sonntag den 27.03. an einer Malaktion des Künstlers Jan Christensen erfreuen. Christensen hat in Oslo am National College of Art and Design studiert und sich in der dortigen Graffiti-Szene einen Namen gemacht. In der ersten Etage des K21 hat er eine großformatige Wandmalerei realisiert. Seine Arbeiten sollen die Wertvorstellungen des Marktes gegenüber der eigentlichen künstlerischen Arbeit kritisch reflektieren. Vor diesem Hintergrund muss man die von ihm inszenierte „Malschlacht“ im K21 entweder als genialen Coup bezeichnen, oder als genial daneben.
Für seine „kreative Malschlacht“ hatte er Studenten der Klasse Katharina Grosse von der Kunstakademie Düsseldorf eingeladen, seine Arbeitsweise dem interessierten Publikum im Foyer (der Piazza) des K21 auf Stellwänden zu präsentieren. Die Studenten durften sich mit gönnerhaft gesponserten Materialien an den Stellwänden austoben – natürlich unter strenger Aufsicht des anwesenden Christensen, der sich vom Café aus kritisch mit den Arbeiten auseinandersetzte. Laut Aussage eines Studenten zeigte er sich dabei etwas enttäuscht, dass die produzierten Arbeiten seinen eigenen so wenig ähnelten. Die Studenten selbst, hatte man erst vor Ort davon in Kenntnis gesetzt, dass sie bei ihrer Arbeit von einem Kunstleistungskurs eines Düsseldorfer Gymnasiums unterstützt würden. Das Entertainment-Programm für den Sonntagnachmittag diverser Familien war also gesichert und wurde durch den ebenfalls im Foyer aufgebauten Kaffee-Kuchen-Hot-Dog-Stand, von der Veranstalterin nur die „Paybar“ genannt, noch gesteigert. Für ihr Essen bezahlen mussten dort auch die eingeladen Studenten, die man vor allem damit gelockt hatte, Kontakte zu knüpfen – hier also vor allem mit Gymnasiasten.
So dankte man den Freunden und Förderern für ihre Unterstützung junger Kunst, wenngleich die gestellten Materialien schon nach kurzer Zeit wieder kassiert wurden: Die von der Klasse Grosse – ganz die Mama – dankend angenommenen Sprühdosen, mussten wegen akuter Geruchsbelästigung konfisziert werden. Am Ende wurden sowohl die Materialreste als auch die produzierten Arbeiten vom Museum entsorgt, „die übrigen Farben werden vielleicht noch zur Restauration der Wandarbeit im ersten Stock benötigt“. Die Studenten die ihre Arbeiten oder auch nur die Wand gerne behalten wollten, mussten selber einen Transport organisieren. Das wäre für das Museum zu teuer, die Stellwände hatten ja schon 1000 € gekostet...
Natürlich könnte man über Studenten schmunzeln, die sich immer wieder auf solche Kuhhandel einlassen. Am Ende aber reichten sich Fremdscham und Mitleid die Hand, sowohl gegenüber dem Museum als auch für alle Teilnehmer des Aktionstages. Das K21, wie die gesamte neue Kunstsammlung NRW, möchte sich offensichtlich in ihrem Niveau-Verlust täglich überbieten. Der meiner Meinung nach immer noch skandalverdächtige Umbau des K20, dessen Eingangsbereich jetzt an ein Krankenhaus erinnert, hat die Kuratoren im K21 wohl mehr noch als die gleichnamige Hirschhorn-Installation dazu inspiriert, ihre neue Sammlungspräsentation „Intensif-Station“ zu taufen. Und die fragwürdigen Spitzen ihres Versuchs, neue Besucherschichten für die zeitgenössische Kunst zu gewinnen, erinnern doch stark an die marktkritischen Diagnosen von Benjamin Barber, wonach Ansprüche und Schwellen ständig gesenkt werden müssten, „damit auch ungebildete, bequeme und ungeduldige Menschen erreicht werden und zu Kunden gemacht werden könnten.“ Aber es wäre doch schön, wenn für die gebildeten, unbequemen und geduldigen auch noch ein bisschen übrig bliebe.