Der Donnerstag hat seinen Betrieb auf unbestimmte Zeit eingestellt. d. Red.
Kurzmitteilungen
Kunstkritik im SMS-Format
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Noch ein Oeuvre, das ankündigt sich „jeglicher Kategorisierung“ zu „entziehen“ und natürlich zugleich doch auf irgendwie total relevante Themen wie „Identität“, „Sexualität“, „Materialität“ oder „Popkultur“ zu „verweisen“. Tatsächlich: ziemlich zusammenhanglose Materialsammlung. Mit anderen Worten: egal!
Feines multimediales Surrounding eröffnet einem die Zauberwelt arabischer Eröffnungen. Einführung ins zelebrierte Bau-dir-was der Ölscheichs. Nervig allein die Metallobjekte – arg gewollt und wie dazugestellt. Bekanntes Problem der Abteilung Postinternet: dieser streberhafte Wille zur Kunst.
Nicht seine beste Arbeit, aber was heißt das schon bei einem der besten Künstler dieser Tage. Aktionärsversammlung trifft Pfingstgottesdienst. Pflichttermin für die letzten Gläubigen der Gegenwartskunst, die in Berlin noch nicht den Geist aufgegeben haben.
Vielleicht noch kulturhistorisch interessant, als Kunstausstellung aber relativ wertlos. Es entsteht keine Synthese, die der dokumentarischen Qualität der Artefakte etwas hinzufügen könnte.
Maria Lucia und Ingo Klöcker sammeln einzig mit dem Maßstab ihrer persönlichen Ästhetik. Schön für die Beiden, weniger für Betrachter, die dem Kapital ein weiteres Mal bei der Entdeckung der Philosophie zuschauen müssen: Frauen, Sex und hübsche Bilder. Olbricht lässt grüßen.
Das Video Ser y Durar von Democracia ist auch Sinnbild der Ausstellung: ein actionreicher Parkour durch die Ruinen entleerter Revolutionssymbolik. Am Ende leider mehr rumgelaufen in als auferstanden aus.
Sieben Kabinette mit ikonografischen Gemäldefotografien; mit dem Soundtrack der benachbarten Modeausstellung (die durch die Wand zu hören ist) wirken die wie eingefrorene Kinoepen. Wenn Salonkunst, dann bitte genau so.
Ziemlich schade, dass John Bock inhaltlich so wenig abzugewinnen ist. Dass er nämlich Gespür für Material und Inszenierung besitzt, stellt er hier einmal mehr unter Beweis. Nur reicht das allein nicht mehr. Dadaismus? Gaga ist heute ein Popstar!
Elegantes in der Provinz: die Ausstellung verkeilt SW-Fotografien und Wandmodule mit der schäbigen Bahnhofsarchitektur. Ein lebensgroßes Raum-/Denkmodell.
Kitschkulissen, die Augenkrebs machen. Aber manche erwischen dich, wie eine Popballade im Autoradio. Antikonzeptkunst mit Gefühl. Dagegen ist Reyle ein Flachwitz von H.P. Baxxter.
Gern gesehener Ausweg aus der Reverenzkunst-Sackgasse: Gutes Storytelling. Statt Witzchen für den Künstlerstammtisch, gründliche Detektivarbeit und Weltbezug.
Bewährtes Prinzip: Junge Galerie zeigt alte Künstler, deren Werke den Charme von Kinderzeichnungen aufbieten. Fällt auch nicht auf in Altersheimen und Zahnarztpraxen.
Hätte werden können, wäre nicht ganz auf die Installationen verzichtet worden. So verlieren sich ihre Zeichnungen in den Hallen und sind zu oft bloß Plattitüde. Nur ein paar alte Collagen überzeugen.
Eine große Ernüchterung ist Riedels Heimspiel: Ästhetik der Mehrfachkopie die das Grafikdesign von vor 10 Jahren wiederholt. Ohne Aktualität – Jahrtausendwende als Bit-Torrent. Trotzdem: guter Titel!
Größtenteils kryptische Malerei mit ähnlich verrätselter Bildhauerei als Beiwerk. Einzige
Ausnahme: Philip Seibel. Morgenluft? Wohl eher ein Luftschloss ohnehin schwacher Einzelteile.
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#15) 160 Zeichen zu Lutz Bacher in der Kunsthalle Zürich