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DÜSSELDORFMICHAL BUDNY: BETWEEN

Viel Lärm um fast nichts

2. März 2011 von Jonathan Wertheim
Wer Michal Budnys Ausstellung „Between“ betritt, bekommt selbst für Kunstvereinsverhältnisse wenig zu sehen – die wenigen Arbeiten kontrastieren kaum mit dem strengen Weiß des Austellungsraumes. Manche sind transparent, wie z.B. ein längliches Rechteck aus Klebefolie auf dem Boden, das nicht betreten werden darf, oder ein etwa 6 m² großes Feld aus senkrechten, leicht gelblichen Tesastreifen. Andere widerum – sei es eine feine weiße Schnur, schräg verspannt zwischen zwei sich gegenüber liegenden Wänden, oder eine graufarbige Pinselspur, in Fußleistenhöhe direkt auf die Wand gemalt – fallen auf den ersten Blick kaum auf, strukturieren und verändern den Raum jedoch auf subtile Weise.
Abbildung zu
Raumansicht von Michal Budnys "Between"
Alle arbeiten sind so arrangiert, dass sie den Raum in gewisser Weise „füllen“, jedoch ohne ihn zu dominieren. Die Tatsache, dass sie zum Teil regelrecht entdeckt werden müssen, lenkt die Wahrnehmung schnell auf Materialität des Ausstellungsraumes. Das Fehlen von den Werken zugeordneten Informationsschildern und die Ausbreitung der Arbeiten auf alle Dimensionen des Raumes (Boden, Wände, Decke, Oberlicht) forciert dies zusätzlich. Plötzlich treten Lüftungsschlitze und Wandrisse in ihrer ganzen ästhetischen Tragweite zutage. Was zu Budnys Arbeit gehört und was nicht, scheint unklarer zu werden, je näher man den Raum betrachtet. Die Selbstverständlichkeit, mit der man (als wenig diskursfester Betrachter) Kunst von Nicht-Kunst unterscheidet, wird so in „Between“ leichtfüßig unterlaufen.
Die Austellung macht dabei trotz ihrer großen Leere nie den Eindruck als wäre es hier um den Effekt gegangen, den Betrachter ausnamsweise mit einer optischen Unterreizung zu überraschen – Stichwort Originalitätsfalle. Und auch tritt die implizite Frage nach der Notwendigkeit einer institutionellen Rahmung für die Existenz von Kunst nicht didaktisch in den Vordergrund. Vielmehr behaupten sich die einzelnen Arbeiten durchaus in ihrer eigenen feingliedrigen Schönheit, treten aber auch so weit zurück, dass sie den Blick frei geben auf die strukturellen und räumlichen Bedingungen ihrer Wahrnehmbarkeit.