Der Donnerstag hat seinen Betrieb auf unbestimmte Zeit eingestellt. d. Red.

HANNOVERDAVID LACHAPELLE: EARTH LAUGHS IN FLOWERS

The Magic of the Moment

25. April 2011 von Anton Rohrheimer
In ungewollter Konferenzschaltung erlebte man am heutigen Montagnachmittag gleich zwei Ostermessen in den Ausstellungsräumen der Kestner-Gesellschaft. Doch weniger dem Schicksal der Auferstehung, als seinem trüben irdischen Kompagnon, der Vergänglichkeit, galt die doppelte Andacht. Einer ersten, besonders unmittelbaren Huldigung des doch bitte zu verweilenden Augenblickes folgte man akustisch: "Don't stoooop!" schrie es aus der benachbarten Tanzhalle des privaten Radiosenders "FFN", wonach dem extasierten DJ der Osterhitparaden-Party eine selig trunkene Menge ihre Ich-Auflösung nicht minder lauthals bestätigte. Wie gerufen war diese Szene für die Beschallung der überaus kirchlich gehängten "Earth Laughs in Flowers", einer relativ neuen Fotoserie welkender Blumenstillleben von David LaChapelle.
LaChapelle also, der Prediger der zweiten, der visuellen Kapelle, geizte nicht minder mit Direktheit: Großformatige, leicht weich gezeichnete Abbildungen überbordender Blumensträuße, die so naheliegende Insignien der Konsumkultur wie Pringelsdosen, Drogenbesteck, Plastikobst und Mobiltelefonen umrankten. Den Metaphern gleich war auch die Farbintensität stets aufs Knalligste gezogen. Und es muss mit Glück zu tun haben, wenn man vor so einem Ausmaß an Trivialität dann vom Nachbarraum – noch dazu in Hannover – mit dem deutschen Klassiker vergangener Popjahrzehnte ins Trash-Nirwana geschickt wird: "Take me/To the magic of the moment/On a glory night/Where the children of tomorrow dream away/In the wind of change"
Manchmal ist der Augenblick der größere Künstler. Hier jedenfalls, wo er den Kitsch bis an den Rand des Erschauderns verdichtet hat, sollte man ihn beim Schopfe packen und raus aus den Bilderhallen, an die Luft, in die Sonne.