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PHILIP GAISSER: STIPENDIUMSAUSSTELLUNG

Evidence: Tight Photography

17. März 2011 von Richard Pauli
Im Festsaal, der Name klingt bunter als die Wirklichkeit, des Künstlerhauses Sootbörn, einem eleganten Mittelschulgebäude aus den zwanziger Jahren, gelegen im peripheren Norden Hamburgs, direkt neben der Flugenhafen-Landebahn, ist - nun komme ich zum Eigentlichen - noch bis zum 20. März Philip Gaißers Abschlußausstellung seines Atelierstipendiums zu sehen. Die kleine Schau ist zu empfehlen, denn der 1980 geborene Gaißer zeigt wieder einmal, daß Fotografie fernab von romantisierenden Bildergeschichten, Vice-style-krass-pics und seriellen Das-Einzelbild-ist-mir-wuppe-Konzeptgeknippse möglich ist.
Abbildung zu
Ausstellungsansicht und das erste Extra des Tages von Philip Gaißer.
Ein großes, gerahmtes Einzelbild eines geblitzten Feigenkaktus' und eine sechssprossige Leiter, auf der eine vom Künstler gekochte Kaktusfeigen-Marmeladenedition (30/30) hockt, Rahmen den Teil des Raumes, den er mit der Malerin Magdalena Sadziak teilt. Die essbare Opuntienart Feigenkaktus ist vor allem als Herberge der farbstoffspendenden Cochenille-Laus bekannt, mit der bereits im Schatten der Pyramiden gefärbt wurde. Laut Gaißer hat ihn die Anekdote zum Kakteenfreund gemacht, daß Da Vincis "Mona Lisa" unter anderem mit dem Farbstoff, der indirekt dem Feigenkaktus zu verdanken ist, gemalt wurde. Ein weiteres Stück, das Gaißer zeigt, ist eine an die Wand gelehnte, dünne Kupferplatte, in deren unmittelbaren Nähe sich eine auf der Heizung stehende, kleinere Kupferplatte befindet, die mit einem im Baumarkt erhältlichen Grünspanbeschleuniger zum Antikisieren von Oberflächen behandelt wurde. Die dritte Arbeit besteht aus gerahmten und recht narrativ gehängten s/w-Stillebenfotografien, die motivisch an die humorvollen "Evidence"-Kuriositäten erinnern, die Larry Sultan und Mike Mandel in den Siebzigern zusammengetragen haben. Einzelne Motive wiederholen sich, teilweise dreimalig, allerdings aus verschiedenen Perspektiven gezeigt, so etwa eine Pavianplastik, oder ein Bauschaumdiskusswerfer, eine Schachbrettblume, und ein zerschlagener Porzellanfrüchtekorb. Alle Bilder sind sichtbar, doch fein, gerastert, denn Gaißer ließ sie mit einem Risograph drucken, der auch die Optik seiner aktuellen, und von dem Züricher Büro "hammer, Rothenberger+Schatz" cool gestalteten Publikation "SIMPELX MORPH" bestimmt, die anläßlich einer Ausstellung im vergangenen Jahr im Harburger Bahnhof, Hamburg erschienen ist. Es empfiehlt sich immer ein Plausch mit dem Künstler selbst, der freundlich viel zu erzählen weiß. The artist is present.

Kommentare

#1) Am 19. März 01:14 um Uhr von Bobby

"...daß Fotografie fernab von romantisierenden Bildergeschichten, Vice-style-krass-pics und seriellen Das-Einzelbild-ist-mir-wuppe-Konzeptgeknippse möglich ist." richard, du hast die kategorie des ich-stelle-irgendwas-ausm-baumarkt-neben-fotografie-und-bin-damit-sowas-von-post-fotografie-schrägstrich-endlich-im-olymp-der-kunst-angekommen vergessen. wenn schon ein ganzes medium bzw. die (vermeintliche) zeitgenössische bandbreite seiner tendenzen pauschalisieren, dann bitte umfassend. mit besten grüßen.

#2) Am 19. März 01:14 um Uhr von Eva

Vielen Dank Richard das du uns darauf hingewiesen hast, daß es nicht nur 3mal, sondern mit Philip Gaißer Fotografie sogar 4mal möglich ist.

#3) Am 19. März 01:14 um Uhr von stefan

Ich finde es schade das hier Aufgrund des schlechten Stils des ersten Absatzes nur über den Autor und nicht über die, da muß ich Richard zustimmen, sehenswerte Ausstellung gestritten wird. Schade!

#4) Am 19. März 01:14 um Uhr von Johann

Sehenswert, weil alles richtig gemacht + ein bißchen witzig, witzig?

#5) Am 19. März 01:15 um Uhr von Bobby

@stefan: über die ausstellung fällt es mir schwer zu streiten, da ich sie nicht kenne. die kritik richtet sich weder gegen schreibstil noch autor, sondern gegen grobschlächtige pauschalisierungen ohne argumentative grundlage, die etwa darin bestehen könnte herauszustellen, was die spezifische qualität der ausstellung/arbeit ist, anstatt sie nur affirmativ zu beschreiben und mit anekdoten des künstlers zu garnieren. nur eine kritik zum modus der kritik...

#6) Am 23. März 01:15 um Uhr von Anton

@stefan: Also wenn Sie die Ausstellung tatsächlich gesehen haben und so "sehenswert" fanden, nun aber so entsetzlich traurig darüber sind, weil aufgrund des "schlechten Stils des ersten Absatzes" (sic) nur "über den Autor gestritten" wird, dann - bitte, bitte - beschreiben sie doch mal in Ihrem brilliantem Stil, was sie an der Ausstellung so "sehenswert" fanden! @Eva: Was ist genau ist nun 4mal möglich? Wäre schön, wenn man wüsste, wovon die Rede ist.

#7) Am 23. März 01:15 um Uhr von Eva

@Anton 1.romantisierende Bildergeschichten 2.Vice-style-krass-pics 3.serielles Das-Einzelbild-ist-mir-wuppe-Konzeptgeknippse 4.Philip Gaiße

#8) Am 24. März 01:15 um Uhr von Stefan

@anton: ich mag die Kritikform "machs doch selber erstmal besser bevor du das maul aufmachen darfst", wär schön wenn jetzt auch die kritisierten Künstler von den Autoren verlangten -bitte, bitte - erstmal eine brilliante Ausstellung vorzulegen.

#9) Am 24. März 01:16 um Uhr von Anton

Sie umgehen den eigentlichen Punkt: Sagen Sie einfach, was Sie an der Ausstellung so "sehenswert" fanden und wo im ersten Absatz jener "schlechter Stil" zu finden ist, der Ihrer Meinung nach eine Diskussion um die sehenswerten Aspekte der Ausstellung verstellt. Sie müssen nicht selbst eine Kritik schreiben, nur sollten Sie schon eine Begründung vorlegen, wenn Sie hier so pauschal herumlamentieren. Also bitte zurück zur Sache!